Der Tag, der nicht genannt werden darf.

Hallo kleine Welt,

heute war ein grauer Tag. Nein, nicht vom Wetter her, es war sogar recht bilderbuchmäßig: die Sonne schien, es war sogar relativ warm trotz des sehr frühen Herbsteinbruchs dieses Jahr,. Aber heute war alles in mir irgendwie – grau. Kein Bock. Keine Motivation. Fettige Haare. Alles kacke. Will nicht aufstehen, will meine Jogginghose nie mehr ausziehen und am wichtigsten: will nicht in die Schule. Und dieser Tag hat auch einen Namen. Einjeder zwischen sechs und achtzehn Jahren kennt ihn und doch wird ungern darüber geredet. Der, Tag, der am beschissensten von allen ist, weil er einerseits viel zu schnell vorbeigeht und sich andererseits ereignislos und voller Sorge in die Länge zu ziehen scheint; der meist gehasste oder, um es dramatisch auszudrücken, der TAG, DER NICHT GENANNT WERDEN DARF:


Der letzte Tag vor dem Schulanfang.



Ja, er ist wieder da. Der Lord Voldemort der Schulzeit. Für viele von euch sicher schon längst vorbei, aber ich Südwestdeutsche bin heute an der Reihe und warte nur darauf, dass der morgige Tag, der zweitschlimmste dieser 365, anbricht. Es ist ja noch nicht mal so, als würde ich die Schule irgendwie hassen. Nein, im Gegenteil! Eigentlich mag ich den bekannten Alltagsrhythmus, bei dem man seine Freunde wieder regelmäßig sieht und wieder etwas „zu tun hat“ sozusagen. Aber es bedeutet einfach das Ende einer Sorglosigkeit und einer Bequemlichkeit, die man sich in sechs Wochen angeeignet hat und der Anfang von Arbeit und im Zweifelsfall Stress. Das morgendliche Ritual muss auf „schnell Gesicht waschen - ganz schnell 'nen Tee trinken - ein Brot reinstopfen – turboschminken – Tasche packen – Bus erwischen“ reduziert werden. Nix mehr mit lange schlafen.
Gerade dieses Jahr ist der Tag, der nicht genannt werden darf, für mich besonders schlimm. Mit offenen Armen empfängt mich diesmal mein letztes Schuljahr. Eigentlich sollte ich ja froh sein. Denn, mal ganz ehrlich: Werde ich die Klausuren vermissen, in denen schließlich doch nicht das drankommt, was der Lehrer einem vorher aufgelistet hat? Werde ich die Lehrer vermissen, welche ihre Noten nach dem „Auf-gut-Glück-'n-paar-mal-Würfeln“-System zu vergeben scheinen? Werde ich die Sechstklässler vermissen, die noch nicht mal Brüste haben, aber dennoch meinen, M.A.C.-Schminke benutzen zu müssen? Und werde ich tatsächlich den allseits gehassten Schwimmunterricht vermissen, der mich mehr als einmal in der Vergangenheit zum Nervenzusammenbruch hat kommen lassen? Nein, definitiv nicht. Aber das Ende der Schulzeit bedeutet auch viel mehr als das. Es bedeutet, bald zu studieren, zu arbeiten, auszuziehen, auf eigenen Beinen zu stehen - das Ende der Kindheit. Und klar habe ich Angst davor. Wer nicht? Vor allem, weil der Verlauf meiner Zukunft momentan alles andere als sicher und geplant ist. Wobei das eigentlich auch wenn ich alles durchgeplant hätte nicht sicher wäre, schließlich weiß ich erfahrungsgemäß, dass alles am Ende eh anders kommt. Nach diesem Jahr kann ich nicht mehr meinen Freundinnen auf der Welle mitschwimmen und einfach das machen, was sie machen. Ich kann nicht mehr zu meinen Eltern rennen, wenn was nicht klappt. Es wird kein Welpenbonus mehr verteilt. Ich steuere auf eine mir unbekannte Welt zu ohen zu wissen, in welche Richtung ich gehen soll.

Jedoch – ein klein bisschen freue ich mich drauf, auf dieses Jahr. Ich kann all die kleinen Privilegien, die einem als Schulältesten gewährt werden genießen – das Staunen der Fünftklässler, die Oberstufenräume, in denen Tee gekocht und dabei geschwatzt werden kann und der Schub Motivation, weil das Ziel nun vor Augen hat und nur noch einen kleinen Schritt davon entfernt ist.
Für mich heißt das wohl, es einfach auf mich zu kommen zu lassen. Etwas anderes wird mir sowieso nicht übrigbleiben, was?

Ich wünsche allen, die morgen wie ich ihren ersten Schultag haben, viel Glück und Durchhaltevermögen für das Jahr ♥


→ Habt ihr irgendwelche Tipps für mich, was ich in meinem letzten Schuljahr beachten, machen oder auf gar keinen Fall versäumen sollte? Dann schreibt mir!

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